Zustände / Versenkungsgrade
Ein moderner PC, am besten zu sehen an einem Laptop, hat verschiedene Betriebszustände: Wenn Sie ihn an eine Steckdose anschließen, läuft er im Normalmodus. Arbeiten Sie unterwegs mit dem Akku, schaltet das Gerät in den Energiesparmodus. Wollen Sie das Ding ausschalten, müssen Sie entscheiden zwischen einem „Ruhezustand“, einem Standby-Modus und dem kompletten „Herunterfahren“. Und selbst dann sind bestimmte Funktionen noch in Betrieb – die Uhr läuft weiter, oder Netzwerkanschlüsse werden noch weiter versorgt.
Auch Sie als Mensch leben in verschiedenen Modi. Während Sie diese Zeilen lesen, sind Sie (hoffentlich) im Wachzustand. Wenn Sie abends zu Bett gehen, fallen Sie nach einiger Zeit in den Schlafzustand. Viele Körperfunktionen sind dann gleichsam im Energiesparmodus, andere aber sind noch in Betrieb: Atmung, Herz, Kreislauf, der Gehörsinn, auch Ihr Gehirn ist keineswegs abgeschaltet. Ja, es vollbringt während des Träumens sogar Leistungen, zu denen es im Wachzustand gar nicht fähig wäre. Wenn Sie meditieren, können Sie noch weitere Versenkungszustände erreichen.
Die Kenntnis und Unterscheidung der unterschiedlich tiefen spirituellen „Zustände“ gehört zum Kerngeschäft aller Religionen. Deswegen haben wir dem Phänomen dieser meditativen Zustände ein Extrakapitel gewidmet. Wichtig ist uns, dass solche Zustände klar unterschieden werden von den Bewusstseinsstufen.
In der Geschichte der Religionen gibt es immer wieder das merkwürdige Phänomen, dass Schamanen, Heilige, Gurus oder Apostel, die besondere spirituelle Erfahrungen gemacht hatten, sich trotzdem im „wirklichen Leben“ schauerlich unerleuchtet oder unmoralisch verhielten. Die Erfahrung eines besonderen Verzückungs- oder Erleuchtungszustandes bedeutet keineswegs das automatische „Vorrücken“ zur nächsten Stufe des Bewusstseins und einer damit verbundenen höher entwickelten ethischen Haltung.
"Religiös aufgeklärt dank Stufen, spirituell erfahren dank Zuständen" - so könnte man ein wichtiges Ziel unseres Buches beschreiben. Wer die Bewusstseinsstufen kennt, hat damit Kriterien an der Hand, um sich mit den inhaltlichen Aussagen seiner spirituellen Lehrer kritisch auseinanderzusetzen und hier die Spreu vom Weizen zu trennen.